Zwischen Stein und Staude - künftige Landschaftsgärtner im Zeitungsportrait
Die alpina ag Azubis Celina Jeske, Felix Ackermann und Benjamin Franz aus der Niederlassung Halle waren zum Interviewzeitpunkt vor Ort, um sich in einem der 12 angebotenen Spezial-Kurse weiter zu bilden und für eine erfolgreiche Ausbildung bzw. Prüfung fit zu machen.
AUSBILDUNG Jeder Landschaftsgärtner im Land kennt Aschersleben. Was den Beruf ausmacht und wie sich junge Leute auf ihre Prüfung vorbereiten.
ASCHERSLEBEN/MZ - Jeder angehende Landschaftsgärtner Sachsen-Anhalts verbringt mindestens sechs Wochen in Aschersleben. Das charakteristische weiß-grüne Signum - ein Kugelbäumchen in einem grün gekennzeichneten Tal - an einem langgestreckten Gebäude am Reinstedter Weg verrät: Hier befindet sich die überbetriebliche Ausbildungsstätte des Verbandes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau. Seit vielen Jahren schon.
„Jeder Landschaftsgärtner kennt Aschersleben“, sagt Ausbilder und Niederlassungsleiter Frank Fischer. Denn die Ausbildungsstätte bietet zwölf unterschiedliche Kurse an, für die die Lehrbetriebe ihre Schützlinge anmelden können. Diese sind notwendig, um die jungen Leute optimal auf ihren Abschluss und auf den späteren Berufsalltag vorzubereiten. Und der ist vielfältig. Die Arbeit eines Landschaftsgärtners reicht weit über Pflanzenkunde hinaus. Er legt Wege und Terrassen an, setzt Bäume, baut und gestaltet Teiche, begrünt Dächer, kennt sich aus mit unterschiedlichen Materialien, und auch Bewässerungstechnologie wird ein immer größeres Thema. Die Betriebe - 70 sind Mitglied im Verband - können unmöglich alle Kenntnisse und Fähigkeiten vermitteln - zumal sie meist spezialisiert sind. „Unsere Einrichtung schließt an dieser Stelle eine Lücke“, sagt Michael Stein, Geschäftsführer des Landesverbandes.
Die Kurse verbinden Theorie und Praxis. Und gerade für praktische Teile bietet das weitläufige Gelände mit zwei großen Hallen und einer riesigen Freifläche ideale Voraussetzungen. Und das betrifft nicht nur das Bauliche: 400 Pflanzen müssen die Azubis kennen - sie alle wachsen auf dem Gelände und sind ordentlich beschriftet. Lernen im Vorübergehen, sozusagen. In die Hallen, die dringend eine Generalsanierung brauchten, hat der Verband in diesem Jahr 45.000 Euro investiert und diese unter anderem mit LED-Beleuchtung ausgestattet. Gerade bereiten sich Lehrlinge im dritten Ausbildungsjahr auf ihre Abschlussprüfung vor. Dazu wird ein einwöchiger Kurs „Ohne Angst zur Abschlussprüfung“ angeboten. Den Ausbildern Frank Fischer, Janet Gaßdorf und Björn Kretschmar ist daran gelegen, eine möglichst realistische Prüfungssituation zu schaffen: Die Aufgabe vereint viele praktische Tätigkeiten, die sich die Azubis in ihrer Lehrzeit schon angeeignet haben sollten. Auf einem vier mal vier Meter großen Areal sollen die künftigen Landschaftsgärtner ein Bord setzen, eine kleine Fläche samt Ablauf pflastern, Wegplatten in einem exakt festgelegten Abstand verlegen, einen Baum pflanzen und einen Teil der Fläche bepflanzen. Felix Ackermann scheint fast fertig mit seiner Aufgabe, gerade überlegt er sich die Pflanzenauswahl. Doch zufrieden ist der 24- Jährige von der Alpina AG Halle nicht. Die Höhen stimmen nicht ganz, das Bauwerk ist insgesamt zu groß geworden. „Die meisten Teilnehmer haben es handwerklich drauf. Fehler passieren trotzdem. Die Woche ist dafür da, Fehlerquellen zu erkennen“, sagt Stein.
Für Felix Ackermann ist sonnenklar: Landschaftsgärtner ist sein Ding. Die Verbindung von „Handwerk, Natur und Draußensein“ - das ist es, was ihm liegt. Anders als das Studium der Wirtschaftsinformatik, das er begonnen hatte, und ihm dann aber klar wurde: Nein, das ist es nicht. Im Kurs stehen die Teilnehmer, die für eine Woche im Alten Forsthaus bei Ermsleben wohnen, noch nicht unter Zeitdruck. Sie sollen in Ruhe ausloten, wo ihre Schwächen liegen. Laut Frank Fischer ist die Durchfallquote in der Erstprüfung hoch. Im vergangenen Jahr lag sie bei 60 Prozent. „Die Anforderungen werden oft unterschätzt“, so Fischer. Die jungen Leute, die sich gerade auf den Flächen mühen und ihren Prüfungen entgegenzittern, müssen sich bei erfolgreichem Abschluss keine Sorgen um ihre Zukunft machen.
„Die Branche boomt“, sagt Michael Stein. In den meisten Betrieben seien die Auftragsbücher gut gefüllt, und zum Glück verfüge die Branche über einen „relativ stabilen Nachwuchs.“ Zwar seien es jährlich nur zwischen 40 und 50 Auszubildende im Land, „doch die wissen, was sie wollen. Da spürt man die Begeisterung“, sagt er. Natürlich sei es immer möglich, mehr junge Leute auszubilden, doch der zahlenmäßige Rückgang der Schulabgänger mache sich in allen Bereichen bemerkbar. Dennoch: „Wir jammern da im Vergleich zu anderen Branchen schon auf sehr hohem Niveau“, findet er. Dominik Kirchner aus Bad Kösen ist inzwischen fertig mit seiner Baustelle. Er weiß genau, worauf der sich „einlässt“ bei seiner Berufswahl. Denn vor über 20 Jahren haben beide Eltern einen schönen Beruf erlernt: den des Landschaftsgärtners.
Der Artikel erschien in der Mitteldeutschen Zeitung, Text: Kerstin Beier, Fotos: Detlef Anders
Vielen Dank für die Veröffentlichungserlaubnis.